DAS ROMANISCHE CAFÉ
IM BERLIN DER 1920ER JAHRE

 

EINE AUSSTELLUNG AM ORIGINALSCHAUPLATZ

Öffnungszeiten:
6. Januar bis 30. Juni 2024 im Europa Center
Täglich geöffnet von 12:00 – 19:00 Uhr
(Dienstag geschlossen)

Der Eintritt ist kostenfrei

Die Ausstellung

Ausstellungsansicht
Galerie-Motiv-RC-Ausstellung-06
Galerie-Motiv-RC-Ausstellung-02
Blick in die Ausstellung

Die Schaufenster der Ausstellung im Atrium des Europa Center locken mit einem Charleston-Tanzkursvideo, Modeoriginale aus den 1920er-jahren und einem Blick auf die Umgebung der Gedächtniskirche damals und heute. Im Eingangsbereich können die Besuchenden an einem Originaltisch mit Stühlen Platz nehmen, als säßen sie auf der Terrasse des Romanischen Cafés.

Zentraler Erlebnisraum der Ausstellung ist das Künstlerlokal „Romanisches Café“ mit seinem bunten Publikum und seiner anregenden Atmosphäre. Zeitgenössische Darstellungen von Café und Gästen in Malerei, Grafik, Presse, Literatur und Musik lassen es als Anziehungspunkt der kulturellen Avantgarde der 1920er-Jahre lebendig werden. Einige der Exponate werden erstmals öffentlich präsentiert.

Gerahmt wird die zentrale Erzählung mit einem Zeitstrahl zur Geschichte des Romanischen Hauses II und der Verortung des Cafés in seiner direkten Umgebung – dem neuen Westen. Das Romanische Café wird so als exemplarischer Brennpunkt von Zeitgeschichte begreifbar gemacht. Die Mischung aus boomender Unterhaltungsindustrie (Kino, Theater, Kabarett, Tanz), Luxusgeschäften, Ateliers, russischen und jüdischen Kulturangeboten findet sich in der Gästeschar des Romanischen Cafés wieder. Die Umgebung inspirierte das Café, und das Café strahlte in seine Umgebung aus.

Das Romanische Café

Das Romanische Haus II mit der Terrasse vom Romanischen Café

„Hier wächst kein Gras,
hier wuchert die Idee“

(Sigismund von Radecki, 1924)

Wo heute das Europa Center steht, trafen sich im Berlin der Weimarer Republik Kunstschaffende und Intellektuelle. Bis zu ihrer Vertreibung durch die Nationalsozialisten war das Romanische Café ein Ort, an dem über Kunstprojekte debattiert, Netzwerke geknüpft und Ideen ausgetauscht wurden. Es lockte Kreative aus ganz Europa in die aufstrebende neue City um die Gedächtniskirche, in den Neuen Westen.

Neuer Westen

Stammtisch im Romanischen Café

„Der Kurfürstendamm
ist das Schaufenster Berlins.“

(Curt Moreck, 1931)

Der Kurfürstendamm hatte in den 1920er-Jahren als der „Neue Berliner Westen“ einen immensen Stellenwert in der gerade erst zu Groß-Berlin gewordenen Millionenstadt. Er übte mit seinem Konsum- und Unterhaltungsangebot einen Sog auf Nachtschwärmer, Intellektuelle und Touristen aus. Im Romanischen Café, in dem die zentralen Kulturakteure der Zeit ein zweites Zuhause hatten, verdichten sich die Erzählungen über diese Zeit und den Ort.

Stammgäste

Stammtisch im Romanischen Café

„Alle Wege
führen nach Berlin zurück.
Und ins Romanische.“

(Kurt Tucholsky)

Regelmäßig zu Gast im Romanischen Café waren: Max Liebermann, Alfred Döblin, Jeanne Mammen, Bertolt Brecht, Else Lasker-Schüler, Billy Wilder, Georg Grosz, Valeska Gert, Max Reinhardt, Alfred Flechtheim, Kurt Tucholsky, Friedrich Hollaender, Max Schmeling, Egon Erwin Kisch, Erich Kästner, Irmgard Keun, Mascha Kaléko und viele mehr. Die Liste der Café-Besucherinnen und -Besucher führt vor Augen, in welcher Katastrophe die Weimarer Republik endete. Nach 1933 erhielten viele von ihnen Berufsverbot, wurden politisch verfolgt, gingen ins Exil, suchten den Freitod oder wurden ermordet.

Starke Frauen

Elisabeth Bergner, Robertson, Berlin phot.

„Die Frauen im ,Romanischen‘
waren alle emanzipiert,
ohne es besonders betonen zu müssen.“

(Géza von Cziffra, 1981)

Besonders auch Frauen nutzten die Freiräume, die die junge Demokratie der Weimarer Republik der kreativen Szene bot. Ganz selbstverständlich waren sie Gäste im Romanischen Café, tauschten sich dort mit anderen Frauen und Männern aus und hinterließen uns viele Zeugnisse darüber. Sie gestalteten die Moderne mit und leisteten für Ihre und kommende Generationen einen wichtigen Beitrag zur Gleichberechtigung.

Der Mythos

Im Romanischen Café von Richard Duschek, 1929 Illustrirte Zeitung, Leipzig

„Es klingt wie eine Sage /
Uralt vergangner Tage…“

(Willi Kollo, 1964)

Das Romanische Café ist ein Mythos und zugleich eine Leerstelle in der Erinnerungskultur Berlins. Die Ausstellung ist ein Erlebnis-, Lern- und Gedenkort, der diese Lücke schließt. Am Originalschauplatz wird die Erinnerung an die kulturelle Strahlkraft des Neuen Berliner Westens in der Weimarer Republik neu verankert. Die Ausstellung spricht ein breites lokales sowie internationales Publikum an und schafft niedrigschwellige Zugänge zu zeitgeschichtlichen Themen.